Interview mit Guido Sutter
Verwaltungsratspräsident 2006 – 2016
Was macht die Asga zur Pionierin?
Wie die Asga 1962 entstanden ist, das war schon eine Pionierleistung. Die Gründer sahen das Problem, hatten die Idee für eine Lösung und sagten sich: „Das machen wir jetzt.“ Ich kann mir gut vorstellen, dass ihnen die zukünftige Entwicklung der Asga und damit die Grösse ihrer Tat damals nicht bewusst war.
…und was macht sie besonders?
Die Asga ist schon seit Anbeginn durch die Genossenschaftsidee aufgefallen. Ungeachtet der Grösse ist sie kulturell kein Konzern geworden und wird auch in Zukunft – so meine Annahme – nie die Prämissen einer börsenkotierten Unternehmung übernehmen. Die Wurzeln und damit auch die spezielle Kultur der Asga kommen aus dem Gewerbe – die Kooperation mit den Gewerbeverbänden war denn auch von Anfang an sehr wichtig. Dabei war die Selbsthilfe als Idee und Zweck der Genossenschaft für die damalige Zeit etwas sehr typisches, und zwar dergestalt, dass man wenn möglich Bauaufträge etc. an Genossenschaftsmitglieder vergab. Dies erzeugte naturgemäss noch mehr gemeinsame Werte.
Das Gewerbe ist über die Jahrzehnte mit der Wirtschaftsentwicklung gewachsen; sei es in Bezug auf die Gesamtheit oder die Betriebsgrössen; ein Gewerbebetrieb bestand früher in der Regel aus zwei bis drei Mitarbeitenden, heute beschäftigen KMU bis zu 100 Mitarbeitende oder noch mehr. Die Asga hat sich dieser Entwicklung immer angepasst. Auch vor meiner Zeit als Verwaltungsratspräsident bei der Asga hatte ich in meiner beruflichen Tätigkeit Berührungspunkte zur Pensionskassenwelt – die Asga hatte immer einen sehr guten Namen, eine gute Reputation in der KMU- und Bankenwelt. Sie ist berechenbar, zuverlässig, vertrauensvoll, einfach eine gute Partnerin.
Die Gründer der Asga waren Macher, sie sahen ein Problem und lösten es.
Kann eine Pensionskasse auch heute noch eine Pionierin sein?
Heute gibt es nicht mehr viel Spielraum für grosse Würfe, weder zu meiner Asga Zeit noch für meine Nachfolger. Die Gründer aber waren noch richtige Pioniere, sie hatten eine Idee und sprangen sozusagen ins kalte Wasser. Wir hingegen mussten uns innerhalb der inzwischen stark regulierten Gesetzgebung bewegen und in der sozialpolitischen Spur bleiben. Unsere Aufgabe war es, die Risiken zu managen und die Asga an die ständigen Veränderungen anzupassen. Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass heutzutage ein vergleichbarer Wurf, eine solche Pionierleistung im damaligen Sinne, in der Pensionskassenwelt noch möglich ist.
Was hat das starke Wachstum der Asga bewirkt?
In den letzten 10 Jahren hat sich die Grösse der Asga ungefähr verdoppelt. Das ist meines Erachtens hauptsächlich auf den Konzentrationsprozess im Markt und die Professionalität der Asga zurückzuführen. Viele KMU wollten und konnten die Verantwortung für die Vorsorgeversprechen nicht mehr selber tragen und haben in der Folge ihre firmeneigenen Pensionskassen aufgelöst. Ein ansehnlicher Teil davon kam zur Asga. Und hier stellt sich für jede Pensionskasse wiederkehrend die Frage des sinnvollen und gesunden Wachstums. Was sind die Gründe, warum will man wachsen und wie stärkt man seine Wettbewerbsposition? Wachstum per se kann nicht das Ziel einer Pensionskasse sein. Viel wichtiger ist es, die Qualität und Stabilität trotz Wachstum zu halten und wenn möglich noch zu verbessern. Ein gesundes Fundament und langfristige Sicherheit zeigt sich zum Beispiel durch ein gutes Aktiven/-Rentnerverhältnis. Um darüber hinaus das beschleunigte Wachstum zu stemmen, muss man die Organisation professionalisieren – Stichworte sind: Asset and Liability, Risikomanagement, Transparenz und Corporate Governance. Hier hat die Asga meines Erachtens bis heute sehr gute Arbeit geleistet. Und was sie auch auszeichnet, ist der Teamspirit, das gute Arbeitsklima, die Leistungsorientierung der Mitarbeitenden. Vielleicht kann man sogar sagen, sie ist in diesen Bereichen doch auch ein bisschen eine Vorreiterin.