Interview mit Jürg Fussenegger
1971 – 1976 Aussendienstmitarbeiter
1976 – 2008 Stellvertreter des Geschäftsführers
Du warst schon bei der Asga, bevor es überhaupt eine obligatorische 2. Säule gab. Wie war das damals?
Bevor die 2. Säule im Gesetz verankert wurde, hatten oft nur Industriebetriebe eine Altersvorsorge für ihre Angestellten. Berufliche Vorsorge war freiwillig und vor allem im Kleingewerbe praktisch kein Thema. Die Arbeitgeber waren skeptisch wegen der höheren Lohnkosten. Es gab aber auch für das Gewerbe noch nichts in dieser Richtung, schon gar nicht in der Ostschweiz. Nach und nach wurden die Sozialleistungen aber auf dem Arbeitsmarkt auch für kleinere Unternehmen immer mehr zu einem wichtigen Argument. Um gute Mitarbeitende rekrutieren zu können, mussten die Unternehmen ihre soziale Verantwortung übernehmen.
Die Genossenschaft Asga hat nicht Kunden sondern Mitglieder. Bei der Asga werden keine Prämien bezahlt sondern Beiträge - Beiträge für die eigene Altersvorsorge.
Bestand bei den Mitarbeitenden ein Bedürfnis für eine Pensionskasse?
Anfänglich fast nicht. Bei ihnen lösten die zusätzlichen Lohnabzüge einen gewissen Widerstand aus. Wir fingen an, bei den Unternehmen vorbeizugehen und den Mitarbeitenden die berufliche Vorsorge zu erklären. Bei solchen Personalorientierungen waren oft nur einer oder zwei von zehn Angestellten interessiert an einem Beitritt in die 2. Säule. Wir haben diese Unternehmen trotzdem aufgenommen, auch wenn nicht alle Mitarbeitenden in die Pensionskasse eintraten. Nach und nach kamen dann die anderen auch dazu. Als dann klar wurde, dass das BVG-Obligatorium kommt, haben wir BVG-Informationsveranstaltungen organisiert. Vom Engadin bis ins Thurgau haben wir Firmen eingeladen, von denen wir wussten, dass sie noch keine Pensionskasse hatten. Die persönliche Information war sehr wichtig, denn man wusste ja noch nicht viel über das BVG und es gab schon Erklärungsbedarf. Der Gründungspräsident Dr. Paul Bürgi war Mitglied der BVG-Kommission und damit eine gute Verbindung von der Asga ins Parlament. So waren wir immer bestens informiert.
Die Asga damals versus heute: Wer hätte das gedacht?
Damals konnten wir das künftige Wachstum nicht abschätzen, wir wollten einfach in erster Linie für die Mitglieder eine gute Altersvorsorge anbieten. Dank der tiefen Verwaltungskosten und der höheren Verzinsung der Altersguthaben entwickelte sich die Asga schnell weiter. Die Grösse der Asga heute – dass ein solches Potenzial besteht, konnten wir uns damals überhaupt noch nicht vorstellen.