Interview mit Sergio Bortolin
Geschäftsführer seit 2012
Pensionskassen: Eine starre und überregulierte Welt. Oder gibt es auch heute noch Felder, in denen Pionierleistungen möglich sind?
Ja, als autonome Gemeinschaftseinrichtung gibt es die tatsächlich auch heute noch. Vielleicht nicht in einem so spektakulären Ausmass wie früher, aber wir können schon noch etwas bewirken. Trotz aller Rahmenbedingungen, Gesetzen und Regulierungen – wir bewegen uns in einem Umfeld, in dem wir flexibel bleiben und agieren müssen, weil äussere Einflüsse auf uns verschiedenste Auswirkungen haben können.
In den letzten 10 Jahren ging der Zins auf dem Finanzmarkt nur noch in eine Richtung und die Zinsreduktion hat einen Anlagenotstand ausgelöst. Diese Schwierigkeiten haben dazu geführt, dass viele firmeneigene Pensionskassen geschlossen wurden und sich einer Sammeleinrichtung angeschlossen haben – unter anderem uns. Ausserdem litt durch die sinkenden Verzinsungsmöglichkeiten das Vollversicherungsmodell – welches bis dahin für KMU sehr attraktiv war, insbesondere durch die Sicherheit, welche sie auch im Anlagebereich bot. Auch dies trug massiv zur Abwanderung von den Vollversicherungen zu den autonomen Modellen bei.
Die autonomen Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen haben also stark an Bedeutung gewonnen. Die Oberaufsichtskommission hat diese Entwicklung mit Skepsis beobachtet und vermehrt Weisungen erlassen, um die Aufsicht besser gewährleisten zu können. Wir haben das sehr ernst genommen. Durch unser starkes Wachstum in den letzten 10 Jahren bekam die Asga eine nationale Bedeutung und rückte natürlich auch in den Fokus. Wir gehen hier als Vorbild voran, haben uns unter anderem mit Compliance und Corporate Governance stark organisiert.
Was sind die aktuellen Brennpunkte, wenn man als Pensionskasse mit der Zeit geht?
Durch unsere nationale Bedeutung sind wir auch auf dem Radar der Klimaallianz und des WWFs, welche uns regelmässig auf den Prüfstand nehmen. Wir haben eine ESG-Strategie und eine Klimastrategie lanciert und sind Mitglied des SVVK. Damit ist es aber noch lange nicht abgehakt, wir müssen dies weiterhin pflegen. Es ist eine kulturelle Strategie, welche wir im ganzen Unternehmen integrieren.
Und die Digitalisierung?
Die IT-Affinität ist heute massiv höher als früher. In dem wir Prozesse automatisieren und digitalisieren können wir Kosten senken und gleichzeitig die Servicequalität ausbauen. Das Ziel wäre, dass die Versicherten und Mitglieder die Pensionskassen-Administration weitgehend online erledigen können, so wie Online-Banking heutzutage völlig normal ist. So werden bei den Mitarbeitenden Ressourcen frei, um sich besser um die komplexeren Anliegen kümmern zu können. Die persönliche Betreuung, die Nähe zu den Versicherten ist bei der Asga von zentraler Bedeutung. Das war schon von Anfang an so. 18 Mitgliederfirmen waren bei der Gründung der Asga dabei – die kannten sich alle persönlich. Die Altersvorsorge ist eine sehr persönliche Angelegenheit, die Versicherten vertrauen uns ihre Vorsorgegelder an. Das ist für uns eine grosse Verantwortung, die wir mit Bedacht übernehmen.
In den nächsten Jahren wird in der Digitalisierung noch vieles passieren. Die Lebensversicherer sind hier natürlich die Vorreiter, hier hinken wir schlicht aus Budgetgründen etwas hinterher. Wir können da natürlich nicht zweistellige Millionenbeträge pro Jahr investieren. Dafür haben wir den Vorteil, dass wir etwas zeitversetzt nur umsetzen was sich bereits bewährt hat. Unsere Roadmap gerade im Hinblick auf die Digitalisierung ist für die nächste Strategieperiode ziemlich voll. Wir prüfen sehr genau und machen wie immer nur das, was für die Mitglieder und Versicherten sinnvoll ist und ihnen einen Mehrwert bringt. Das kann zum Beispiel zur Vereinfachung beitragen, die Qualität verbessern oder auch auf der anderen Seite Prozesse verbessern und effizienter machen um Kosten zu sparen.